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Einzelhandelstechnologien in China: Neueste Trends und Anwendungen


Quelle: daxueconsulting.com

In den letzten zehn Jahren hat sich China von einer produktions- zu einer dienstleistungsorientierten Wirtschaft gewandelt. Mit dem rasanten Wachstum des Wohlstands der Mittelklasse und den öffentlichen Investitionen in die technologische Entwicklung hat sich die Einzelhandelstechnologie in China in rasantem Tempo weiterentwickelt. Kennzeichnend für die chinesische Einzelhandelsinfrastruktur ist die zunehmende Verbreitung von Zahlungen per Mobiltelefon. Mit einer Marktdurchdringung von 86 Prozent im Jahr 2019 (Quelle:  PwC) ermöglichten die Technologien den Aufstieg des E-Commerce und technologisch integrierte Einzelhandelsstrategien.

Der Ausbruch des Coronavirus, der Anfang 2020 zunächst China überrollte, hat die Geschäftsprozesse der Einzelhändler bereits nachhaltig geprägt. Vor allem die aufstrebende Infrastruktur des chinesischen E-Commerce ist gestärkt aus diesem Stresstest hervorgegangen, wobei der Nachweis für seine Notwendigkeit deutlich wurde.

Nachfolgend werden wir drei der neuesten Trends bei Anwendungen der Einzelhandelstechnologie in China näher beleuchten:

Die Bedeutung des Omnichannel-Einzelhandels/O2O/New Retail wird immer deutlicher

Die Begriffe Omnichannel-Einzelhandel, O2O und New Retail beziehen sich alle auf dasselbe Konzept: Einzelhändler erkennen zunehmend an, dass sich der stationäre und der Online-Einzelhandel ergänzen und keine Entweder-Oder-Strategientscheidung getroffen werden muss. Dies bedeutet, den Kunden die Möglichkeit zu geben, Produkte über einen beliebigen Kanal zu kaufen, und das Einkaufserlebnis nahtlos zwischen verschiedenen Online-Plattformen und Offline-Produkten zu integrieren. Ziel ist, dass Benutzer nicht den Vertriebskanal wahrnehmen, sondern ihre Einkäufe kanalübergreifend nahtlos ablaufen.

Dank der zahlreichen neuen und aufstrebenden E-Commerce-Plattformen bauen chinesische Marken ihre Präsenz auf mehrere Plattformen aus, um flexible und individuelle Marktstrategien und Marktchancen sowohl online als auch offline zu nutzen.

Das erfolgreichste jüngste Beispiel für den Omnichannel-Einzelhandel ist der Anstieg der Lebensmittel-Lieferservices per App, insbesondere des Supermarktkonzepts Hema von Alibaba und 7Fresh von JD.com. Beide betreiben stationäre Lebensmittelgeschäfte mit Online-Apps zum Einkaufen und Liefern. Diese Dienste erwiesen sich während des Virenausbruchs bei der Versorgung aller, die zu Hause unter Quarantäne gestellt waren, als unbezahlbar. Der Ausbruch des Coronavirus beeinflusste den Einzelhandel in China im ersten Quartal 2020 erheblich – Online stieg der Lebensmittelumsatz während des Ausbruchs um 33 Prozent an während Geschäfte geschlossen waren (Quelle: internetretailing.net).

Die Ladengeschäfte von Hema und 7Fresh sind Beispiele für die Automatisierung im Einzelhandel, der mit Self-Checkouts, mobil gescannten Produktangaben und schnell laufenden Förderbändern zur Bestellungserfüllung ausgestattet ist. Kunden können ihre Einkäufe per Mobiltelefon tätigen und ihre Lebensmittel innerhalb von 30 Minuten vor ihrer Haustür erwarten. Mit den Apps Hema und 7Fresh können Verbraucher ihre Lebensmittel online bestellen, während die Tür-zu-Tür-Lieferung der Waren innerhalb einer Stunde erfolgt. Ferner sind die Apps mit einer gut entwickelten KI-Technologie ausgestattet, welche die erfassten Daten der Apps nutzt, um über Bevorratung und Produktempfehlungen zu informieren.

Hema App und Hema Ladengeschäft (Quelle: Thatsmag.com)

Selbst der Automobilvertrieb hat die Praktiken des chinesischen Omnichannel-Einzelhandels übernommen. Der Auto-Automat von Ford erlaubt es Kunden, in der Ford-App nach Modellen zu suchen und dann bis zu drei Tage lang Probe zu fahren, indem sie Barcodes auf einem Verkaufsplatz scannen. Möchten sie ein Auto kaufen, können sie einen Ford-Händler kontaktieren.

Quelle: CMO von Adobe

Laut Gartner nutzen 82 Prozent der chinesischen Konsumenten von Luxusgütern für ihre Einkäufe bereits eine Kombination aus Online- und Offline-Kanälen. Angesichts der rasanten Verbreitung der Omnichannel-Einzelhandelstechnologie in Asien ist John Donahue, CEO von Nike, der Ansicht, dass Omnichannel bald weltweit zur neuen Normalität gehören wird: „Die Abgrenzung zwischen einem teilweise digitalen und physischen Kauferlebnis gehört nun der Vergangenheit an. Verbraucher denken nicht in diesen Kategorien … In Japan, China und Korea beobachten wir, dass ein nahtloses digital-physisches Einkaufserlebnis auf die Nachfrage der Verbraucher reagiert.“

Virtuelles Shopping, der nächste Schritt für den E-Commerce

Da der Coronavirus zunächst in China ausbrach, waren chinesische Einzelhändler einer der ersten, die virtuelle Einkaufstrends übernahmen.

Livestreaming-E-Commerce wird ein zunehmend wichtigeres Online-Vertriebsmedium, da es sich seit dem Ausbruch von COVID 19 in den Strategien des Online-Einzelhandels der meisten großen Marken durchgesetzt hat. Wir haben bereits berichtet, wie Tmall.com mit der Shanghai Fashion Week für eine Livestreaming-Modenschau zusammengearbeitet hat. Bei der Livestreaming-Plattform von Taobao erhöhte sich im Februar 2020 die Zahl der neuen Geschäftskunden um das Siebenfache, und bei den Livestream-Sitzungen von Pinduoduo um das Fünffache (Quelle: Washington Post). Livestream-Produktvorstellungen bieten ein eindrucksvolleres E-Commerce-Einkaufserlebnis.

In China sind die Livestream-Produktvorstellungen nicht nur Infomercials. Vielmehr beinhalten sie unterhaltsame Randbemerkungen von Moderatoren, Einweisungen im Hinblick auf die Verwendung des Produkts und Live-Kommentare sowie die Interaktion mit interessierten Käufern in der Liveshow. Auf Taobao präsentieren Moderatoren zahlreiche Produkte verschiedener Marken, zeigen Einzelheiten und erklären. Damit beseitigen sie die Sorge vieler Kunden davor, online gefälschte Produkte zu kaufen.

Quelle: Forbes

Obgleich VR vor einigen Jahren ein vielversprechender Trend war, konnte es im Vergleich zu Technologien wie Livestreaming-E-Commerce im chinesischen Einzelhandel nicht den gleichen Durchbruch erzielen. Begünstigt von den strikten Quarantänemaßnahmen in China feiert VR nun allerdings ein Comeback als Einzelhandelstechnologie. Im Februar dieses Jahres ging Lanvin mit der chinesischen Videoplattform iQiyi eine Partnerschaft ein, um den Zuschauern zu Hause ihre Laufstegshow für Herbst 2020 mithilfe von VR-Technologie zu präsentieren. Die Show wurde auf der chinesischen Luxus-E-Commerce-Plattform Secco live übertragen und von in Paris ansässigen chinesischen KOLs moderiert.

Quelle: JingDaily

Aufgrund der großen Verbreitung des Mobiltelefons und dem Ausbruch des Coronavirus im Jahr 2020 hat die beschleunigte Digitalisierung des chinesischen Marktes erfolgreich eine Marktöffnung für eine Vielzahl von technologisch verbesserten E-Commerce-Einzelhandelsstrategien geschaffen, die nur noch innovativer werden.

5G wird den KI-gestützten Einzelhandel optimieren

In den letzten Jahren ist KI das Kernstück der Entwicklung von Einzelhandelstechnologien geworden. Da E-Commerce-Größen wie Alibaba und JD.com intensiv in eine Reihe von KI-Technologien investieren, hat sich die chinesische KI-Einzelhandelstechnologie blitzschnell weiterentwickelt. Laut dem „The AI in China 2020 White Paper“ von Daxue Consulting steht China beim Investitionsvolumen in KI-Technologie weltweit an erster Stelle.

Bereits in den letzten Jahren konnten wir eine weitverbreitete Übernahme von KI-gestützter Technologie in China beobachten, sei es nun das Bezahlen per Gesichtserkennung, Spracherkennungssysteme für Kundenservice-Bots, Lieferdienste per Drohne oder Beauty-Abteilung mit Augmented Reality (AR).

Die Restaurantkette KFC nutzt in China KI-gestützte Gesichtserkennung in seinen Restaurants jetzt nicht nur für den Zahlungsverkehr, sondern auch zur Vorhersage von Kundenentscheidungen. Die Gesichtserkennungssoftware von KFC wurde in Zusammenarbeit mit Baidu, Chinas Suchmachine, entwickelt und kann die Gesichter der Kunden scannen sowie vorherige Bestellungen abrufen. Mithilfe der Gesichtserkennung sammelt es außerdem Daten zur Erstellung benutzerdefinierter Menüs basierend auf Standort und Alter.

MarieDalgar, ein chinesisches Unternehmen für Kosmetik- und Schönheitspflege, hat landesweit bedienungsfreie Beauty-Shops eingerichtet. Diese Geschäfte vereinen Selbstbedienungsautomaten, Einkaufsroboter, virtuelles AR-Make-up sowie Zahlungen per QR-Code®, können Verbraucherinformationen sammeln und Verbrauchern personalisierte Produktempfehlungen abgeben, ohne dass Mitarbeiter erforderlich sind.

Quelle: ChinaDaily HK

Unabhängig von der Technologie, die direkt mit Kunden interagiert, hat sich KI zum Rückgrat des Einzelhandelsmanagements und Logistiksystemen entwickelt. Große Einzelhandelsketten mit landesweit Hunderten von stationären Ladengeschäften haben begonnen, KI-gestützte Systeme zur Verwaltung ihrer komplexen Einzelhandelsnetzwerke einzusetzen. Dahua, ein chinesisches Unternehmen spezialisiert auf Videoüberwachung, ist in den Bereich der Smart-Einzelhandelstechnologie vorgedrungen. Die Firma bietet KI-gesteuerte Tools, mit denen sich Daten erfassen und visualisieren lassen, um Lagerbestände zu verwalten, per Remote Patrol die Echtzeitleistung von Filialen überwacht und dank Gesichtserkennungstechnologie Kundenpräferenzen und die Kundenfrequenz verfolgt werden kann.

Da viele innovative KI-gestützte Einzelhandelstechnologien über das Internet der Dinge (IoT) betrieben werden, erweitert die Umstellung auf die 5G-Infrastruktur den Anwendungsbereich dieser Technologien erheblich.

Beispielsweise hat Fung Retailing, eine in Hongkong ansässige Zulieferergruppe für Konsumgüter, sich mit JD.com zusammengetan, um in einem stationären Einzelhandelsgeschäft den ersten 5G-erweiterten KI-Checkout-Service einzuführen. Laut Sabrina Fung, der Geschäftsführerin von Fung Retailing, möchten sie „einen prototypischen Prozess entwickeln, der die Zeit an der Kasse auf 4,5 Sekunden verkürzt. Der Zahlungsmechanismus beinhaltet, dass Sie den Laden betreten und dieser Sie erkennt.“ KI wird das Einzelhandelserlebnis somit nachhaltig verändern.

So unterstützt Melchers Unternehmen beim Ausschöpfen des chinesischen Marktpotenzials

Um vom weiterhin großen Potenzial des chinesischen Konsummarktes zu profitieren macht es vor allem Sinn, über die großen, entwickelten Städte hinauszuschauen und sich aufstrebenden Regionen zuzuwenden. Diese Städte und Regionen sind ausländischen Unternehmen jedoch meist unbekannt. Hinzu kommt, dass die Anforderungen der dortigen Konsumenten an die Produkte und deren Vermarktung sich stark von denen in Tier 1 Städten unterscheiden. Somit besteht das Risiko das Firmen mit wenig China-Erfahrung die neue chinesische Konsumwachstumswelle verpassen.

Melchers kann ausländischen Unternehmen dabei helfen eine eigene Chinastrategie zu entwickeln und diese auszurollen. Wir sind seit über 155 Jahren im Chinageschäft aktiv und unterhalten Büros an 18 chinesischen Standorten. Somit sind wir sowohl auf nationaler als auch auf lokaler Ebene stark aufgestellt und verstehen die individuellen Anforderungen von Konsumenten in ganz China. Wir helfen unseren Markenpartnern den chinesischen Einzelhandelsmarkt und die Einzelhandelstechnologien zu verstehen, die Marktgröße und Wettbewerbslage richtig einzuschätzen und dabei kurz-, mittel- und langfristige Chancen für Wachstum zu identifizieren. Dabei übernehmen wir auch die gesamte Einzelhandelsfunktion unserer Markenpartner.

Um mehr über unsere Dienstleistungen zu lernen, kontaktieren Sie uns unter [email protected]

 

 

 

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