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Durchblick im Reich der Mitte?! Interview mit Melchers zur Gesundheitsindustrie in China


Die Gesundheitsindustrie in China ist ein kontinuierlich wachsender Markt – mit großem Potenzial. Auch hier altert die Gesellschaft und entsprechend ausgeprägt ist das Interesse an Innovationen aus Pharmaindustrie und Medizintechnik. Ist der chinesische Markt spannend für unsere Branche?

 


Mike Hofmann, Managing Director. Melchers China ist Teil der global tätigen Melchers-Gruppe mit einem breiten Portfolio an Dienstleistungen und Handelsaktivitäten in unterschiedlichsten Geschäftsbereichen. Seit Gründung der ersten asiatischen Niederlassung in Hong Kong im Jahre 1866 ist das Bremer Unternehmen im Chinageschäft aktiv.

 

Die Innovationskraft von China in diesen Bereichen ist hoch – und die Akzeptanz lokaler Entwicklungen auf dem chinesischen Markt ebenso. „Locals first” gilt für zahlreiche Produkte, und so gestaltet sich die Marktbearbeitung für ausländische Unternehmen aufwändig und ist teuer. Aber: Es lohnt sich, kann Mike Hofmann, Managing Director von Melchers China am Standort Beijing, berichten. Der 38-Jährige lebt und arbeitet seit über 15 Jahren in China, davon fast fünf Jahre bei Melchers, wo er unter anderem Gesundheitsunternehmen bei deren Chinaexpansion betreut.

Herr Hofmann, warum ist der chinesische Markt so spannend für deutsche Unternehmen aus der Optik-/ Medizintechnik-Branche?

Unternehmen, die mit der Expansion liebäugeln, sollten China unbedingt ins Auge fassen – und das Wortspiel könnte in diesem Fall kaum treffender sein. Es gibt einige Segmente, die in China laut Prognosen in den nächsten fünf Jahren stark wachsen und in denen attraktive Absatzmärkte entstehen. Insbesondere im Bereich der Augenoptik sind die Zukunftsaussichten vielversprechend. Zum Jahr 2027 soll ein Marktvolumen von knapp 19,4 Milliarden Euro erreicht werden, was einem jährlichen Umsatzwachstum von mehr als sieben Prozent entspricht. Lange Arbeitszeiten am Bildschirm und zu wenig Sonnenlicht haben dazu geführt, dass die Kurzsichtigkeitsrate in den vergangenen Jahren extrem angestiegen ist. Unter den 15-Jährigen sind bereits 47 Prozent kurzsichtig, bei den Studierenden sogar 86 Prozent. Die chinesische Luftwaffe warnte bereits, dass es immer schwieriger werde geeignete Piloten zu finden, da kaum noch ein Kandidat den erforderlichen Sehtest bestehe. Die deutsche Augenoptik genießt auf dem chinesischen Markt einen hervorragenden Ruf, von dem Unternehmen bei der Marktbearbeitung profitieren können.

Das klingt alles sehr gut und nahezu verlockend. Aber die Wahrnehmung hierzulande ist teilweise eine andere – zumindest in der Bevölkerung. Stichworte sind lange Lockdowns, hohe Abhängigkeiten, sinkende Wirtschaftsleistung. Wie passt das zusammen?

Ja, die vergangenen Jahre waren in China mit seiner strengen Null-Covid-Politik eine Herausforderung. Die Wirtschaftsleistung Chinas sinkt jedoch nicht, das Wachstum hat sich während der Corona-Pandemie verlangsamt. Zudem – und da sprechen derzeit alle Prognosen eine einheitliche Sprache – wird der Gesundheitsmarkt in China bis 2030 schneller als das Bruttoinlandsprodukt wachsen. Abhängigkeiten bestehen im Gesundheitsbereich in der Beschaffung von Wirkstoffen von Medikamenten, nicht auf der Absatzseite.

Nun galt China lange Jahre als ein wichtiger Innovationsmotor. Wieso ist dann der Bedarf und das Interesse an zum Beispiel deutschen Optik-Innovationen so hoch? Reicht die Innovationskraft Chinas nicht aus?

Das stimmt – und auch wieder nicht. Natürlich werden Innovationen lokal entwickelt und gefördert, aber deutsche Hersteller von ophthalmologischen Produkten genießen ein hohes Ansehen. Im Zuge der Debatte um Lehren aus der Pandemie entstand zuweilen der Eindruck, die Pharma- und Medizintechnikbranche werde von chinesischen Herstellern dominiert. In Wahrheit ist China selbst auf Importe angewiesen und Deutschland und die USA sind jeweils Hauptbezugsländer für pharmazeutische Produkte und Medizintechnik. Jedoch gestaltet sich das klassische Exportgeschäft nach China immer schwieriger, da zum einen Produktzulassungen zeitaufwendiger werden, zum anderen China eine „buy local”-Politik fördert und volumenbasierte Beschaffung vorantreibt. Hierdurch wird ein Lokalisierungsdruck aufgebaut, der dazu dient, die Kosten zu senken, die Importabhängigkeit zu verringern und lokale Hersteller zu fördern.

Also ist es einfacher, direkt vor Ort zu produzieren und zu vertreiben als zu exportieren?

Für die Zukunft kann man dies bejahen, vorausgesetzt natürlich, die Lokalisierung wird im Vorfeld gut geplant, engmaschig begleitet und der Zulassungsprozess erfolgreich absolviert. Sofern letzterer nicht bereits erfolgt ist, sollte er vor dem Markteintritt professionell gesteuert werden, da er viel Zeit und Geld in Anspruch nimmt. Aber: Was heute gefragt ist, ist vielleicht in drei bis fünf Jahren nach der erfolgten Zulassung nicht mehr von Nöten. Entsprechend essenziell ist eine gute Marktanalyse, Trendforschung und Kenntnis des chinesischen Marktes. Dazu braucht es viel Erfahrung, Einblick und auch lokale Kontakte. Eine Partnerschaft mit einem lokalen Unternehmen, beispielsweise im Rahmen eines Joint Ventures, kann da durchaus Sinn machen und kommt auch der chinesischen Strategie „locals first“ entgegen.

Das heißt also, wer nach China expandieren möchte, muss sich Partner ins Unternehmen holen, um am Markt erfolgreich agieren zu können? Gehen Unternehmen da nicht eine hohe Verpflichtung ein?

Das kommt darauf an. Natürlich eignet sich nicht jede Partnerschaft – und jeder Partner – für jedes Unternehmen. Wir alle kennen Geschichten von gescheiterten Joint Ventures in China. Das muss schon passen und zwar auf verschiedenen Ebenen. Vertrauen und Schutz der Kerntechnologie ist essentiell! Allerdings nehmen wir bei Melchers China gerade eine Art Wiedergeburt des Joint Ventures wahr, wobei die Tendenz Richtung sogenannter „Three-Party-Joint-Ventures” geht. Also einer Partnerschaft zwischen Hersteller, einem chinesischen Partner und zum Beispiel einem Marktexpansionspartner wie Melchers. Vor allem Mittelständler präferieren zunehmend diesen Ansatz, da wir ihnen als transparenter und verlässlicher Partner im Joint Venture bei der Managementvertretung, Compliance und Corporate Governance zur Seite stehen und bei Bedarf auch Dienstleistungen wie die Buchhaltung und Personalverwaltung anbieten können. Dadurch teilen wir das unternehmerische Risiko und agieren gewissermaßen als Lotse im Bunde. Als traditionsreiches Haus mit hanseatischen Wurzeln vertreten wir entsprechende Werte – auch unternehmerisch -, sind aber gleichzeitig tief im chinesischen Markt verwurzelt.

Rückblickend hatte das oftmals übrigens auch noch einen weiteren Vorteil: Aufgrund von Reisebeschränkungen während der Corona-Pandemie war es zum Beispiel teils unmöglich nach China zu reisen und Partner oder Niederlassungen zu besuchen, Eigentümerpflichten wahrzunehmen oder Abläufe zu optimieren. Wer über einen starken Partner in China verfügte, hatte einen Wettbewerbsvorteil. In jedem Fall sollte ein Unternehmen sich stets über die dynamische Entwicklung in China informieren und die eigene Chinastrategie regelmäßig überprüfen.

 

Das Interview erschien im Fachmagazin “Der Augenoptiker” 05/2023. Dies ist ein Nachdruck.

 

So unterstützt Melchers ausländische Unternehmen in China

Mit mehr als 150 Jahren Geschäftserfahrung in verschiedenen Branchen in China wissen wir, dass jedes Unternehmen seinen einzigartigen Ansatz für den chinesischen Markt braucht. Chinas Geschäftswelt verändert sich ständig und variiert von Region zu Region in Bezug auf Wohlstand, Regulierung, Offenheit gegenüber Unternehmen und andere Faktoren, die das Geschäftsumfeld beeinflussen. Aufgrund seiner Größe und Vielfalt ist China kaum mit jedem anderen Land der Welt zu vergleichen. Dies gilt auch für den Gesundheitssektor. Unsere langjährige Erfahrung und Kenntnis der Wertschöpfungskette der chinesischen Gesundheitsindustrie durch Sales, Management, Compliance-Aktivitäten und Corporate Services, ermöglicht es uns zugeschnittene und markenorientierte Konzepte für unsere Partner zu entwickeln. Wir helfen Ihnen den chinesischen Gesundheitsmarkt zu verstehen, Skalierungen zu quantifizieren und die Wettbewerbssituation richtig einzuordnen und identifizieren kurz-, mittel- und langfristige Chancen für Marktwachstum.

Wenn gewünscht beteiligen wir uns, durch den Kauf von Anteilen, an der China-Sparte unserer Partner, um uns auf eine langfristige Zusammenarbeit zu fokussieren.

Kontaktieren Sie uns noch heute via [email protected], um zu erfahren, wie wir auch Ihr Unternehmen beim Markteintritt in China unterstützen können. Für mehr Informationen schauen Sie gern auf unserer Website vorbei Gesundheit • Melchers China (melchers-china.com).

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